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Straßenbahn

Termine:

Sonnabend und Sonntag von April bis Oktober, 13.00 bis 18.00 Uhr


 

Zur Geschichte der „Linie 96“

 

Als 1888 die erste Straßenbahn durch den Kreis Teltow fuhr, war dies eine Pioniertat für das Unternehmertum aus der Region. Der alte Landkreis Teltow reichte im Süden über die Städte Trebbin, Zossen, Mittenwalde und Teupitz hinaus. Im Norden stieß er an die Havel und an die Spree bei Spandau und weiter östlich an die Städte Charlottenburg und Berlin. Schöneberg und Rixdorf (heute Neukölln) gehörten bis Ende des 19. Jahrhunderts dazu, Wilmersdorf bis 1907. Die Orte südlich von Schöneberg, Tempelhof und Köpenick bis zur heutigen südlichen Stadtgrenze waren bis 1920 Teil des Kreises Teltow.

 

Die Kreisstadt Teltow lag zwischen der Berlin-Potsdam-Eisenbahn (Stammbahn) und der Anhalter Bahn. Da eine Anbindung an das preußische Eisenbahnnetz nicht vorgesehen war, setzten sich 1887 die Grundeigentümer von Seehof für eine Straßenbahnverbindung zum Bahnhof Groß-Lichterfelde ein. Max Sabersky, der Gutsbesitzer von Seehof, der Mediziner Albert Stryck sowie der Bürgermeister von Teltow und der Gutsbesitzer von Schönow gründeten die „Aktiengesellschaft Dampfstraßenbahn Groß-Lichterfelde-Seehof-Teltow“. Am 1. Juli 1888 wurde die 5,2 Kilometer lange eingleisige Strecke vom Bahnhof Groß-Lichterfelde über Seehof nach Altstadt Teltow in Betrieb genommen. Täglich gab es 15 Verbindungen; die Fahrzeit betrug 30 Minuten.

 

Bereits zwei Jahre später wurde die Linie zum 1. Juni 1891 um 3,4 Kilometer bis nach Stahnsdorf verlängert, wo auch ein Straßenbahndepot entstand.

 

Der Ausflugsverkehr zur Schleuse Kleinmachnow am Teltowkanal führte dazu, dass die Strecke am 15. Oktober 1905 um weitere 1,4 Kilometer bis an die Machnower Schleuse erweitert wurde. Am 1. April 1906 übernahm der Kreis Teltow die bisher privat betriebene Straßenbahnlinie. Zum 30. März 1907 wurde die Dampfstraßenbahn durch elektrische Straßenbahnen von Siemens & Halske ersetzt.

 

Der Plan von 1911, eine Strecke vom Bahnhof Zehlendorf über die Machnower Straße und den Zehlendorfer Damm sowie vom Bhf. Zehlendorf zum Ruhlsdorfer Platz in Teltow mit Anschluss an das bestehende Netz der „Teltower Kreisbahnen“ zu bauen, wurde nicht realisiert. Nach der Bildung von Groß-Berlin erfolgte im April 1921 die Übernahme der „Teltower Kreisbahnen“ durch den „Regiebetrieb“ Berliner Straßenbahn (BST), ab September 1923 Berliner Straßenbahn Betriebs-GmbH und ab Januar 1929 durch die BVG.

 

Die Linie von Lichterfelde über Teltow und Stahnsdorf zur Machnower Schleuse erhielt zunächst die Bezeichnung „Z“ bzw. „100“. Im Jahre 1930 kam es durch die Verknüpfung der bereits bestehenden Linie 96 mit der Linie 100 am heutigen Bhf. Lichterfelde-Ost zur neuen, nunmehr verlängerten und bis heute bekannten Linie 96. Von der Machnower Schleuse fuhr die Straßenbahn über Stahnsdorf, Teltow, Lichterfelde und Tempelhof bis zur Behrenstraße in Berlin-Mitte.

 

Nach Kriegsende konnte die Linie 96 den Betrieb am 24. Januar 1946 wieder aufnehmen, fuhr aber nur noch bis Tempelhof. Nach der Blockade aller Landverkehrswege der Westsektoren durch die sowjetische Besatzungsmacht 1948/49 verband die Linie 96 weiter den amerikanischen Sektor von Berlin mit der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) Kleinmachnow, Stahnsdorf und Teltow. An der Grenze bei Lichterfelde-Süd (Lindenstraße) wechselten die Schaffner. Nach Zwischenfällen setzte die Berliner Verkehrs Gesellschaft (BVG)-West ihr Personal ab 14. Oktober 1950 nur noch bis zur Sektorengrenze ein. In der Folge wurde die Strecke Seehof-Machnower Schleuse ab 21. Dezember 1950 durch die BVG-Ost betrieben. An der Grenze zwischen Westberlin und DDR mussten die Reisenden die Straßenbahn wechseln.

 

Mit dem Mauerbau am 13. August 1961 wurde der durchgehende Verkehr von Kleinmachnow über Teltow nach Lichterfelde jäh unterbrochen. Endgültig wurde der Straßenbahnbetrieb am 31. Oktober 1961 auf der Strecke zwischen Seehof und der Machnower Schleuse eingestellt und durch Omnibusse übernommen. Die Schienen-Fahrzeuge wurden von der BVG-Ost zurückgeholt, die Oberleitungen und meisten Schienen demontiert. Schienenreste sind jedoch bis heute noch in Teltow und Stahnsdorf (Wilhelm-Külz-Straße) zu finden.

Straßenbahn 'Linie 96'

Straßenbahn „Linie 96“ an der Machnower Schleuse

Foto: Thomas Kienberg, 2012